Marmeladistin und Weltenbummlerin
Auf der Visitenkarte steht „Weltenbummlerin – Marmeladistin – Heilerziehungspflegerin“.
Bei „Marmeladistin“ steigt sogar das sonst so neunmalkluge „google“ aus. Auch dieses Portal hat wohlweislich Lücken... Grund genug, dass ich mich auf die Socken mache und die Marmeladistin besuche, interviewe, portraitiere, damit die Welt wieder ein bisschen schlauer wird, und das auch ohne einen Internetriesen.

Barbora Ter-Hakopjan – der Name klingt schon ein bisschen nach Weltbummlerin, hat aber eigentlich nichts mit ihrer Leidenschaft zu tun. Sie ist in Prag geboren, lebte in Hamburg und Berlin, jetzt in Reudnitz.
Eigentlich müsste auf ihrer Visitenkarte auch noch der Zusatz Schriftstellerin oder Künstlerin stehen, denn Frau Ter-Hakopjan übersetzt nicht nur Texte aus dem Tschechischen ins Deutsche, sondern sie verfasst selbst auch Gedichte und Kurzgeschichten. Manches ist auch bebildert, wobei sie schmunzelnd anmerkt: „Ich kann nicht malen!“ Konnte das Picasso? Kunst ist doch relativ, die wichtigste Zutat an der Kunst ist doch noch immer die Hingabe, die Liebe.
Eben diese Zutat ist auch für eine jede Marmelade essentiell. Da kennt sich Barbora Ter-Hakopjan blendend aus, da ist sie in ihrem Element, kocht sie doch Marmeladen und Konfitüren für ihr Leben gern. „Ich habe eine besondere Leidenschaft für Früchte“, betont sie. So entstehen immer wieder neue Kreationen wie zum Beispiel „Apfel-Avocado“ oder die fast schon legendäre „Rätsellade“. Vielleicht lässt sich letztere am besten mit dem Satz beschreiben: „Da ist drin, was nicht bei drei auf den Bäumen war.“
Barbora Ter-Hakopjan liebt die Überraschung(en). „Lieber heute als morgen!“ lautet eines von mehreren Sprüchen, die sie als Lebensmotto erkürt hat. Ein anderes Lebensmotto ist das allseits bekannte „Was mich nicht umbringt, macht mich stark.“ Dies mag auch ein wenig bezeichnend für ihren Lebensweg sein. „Das erste Lebensjahr meines Sohnes war eine Katastrophe“, reißt sie das Thema kurz an. Aber von Katastrophen lässt sie sich nicht unterkriegen, deswegen nimmt sie diese offensichtlich auch gar nicht so in den Fokus. Barbora Ter-Hakopjan spricht lieber über ihre Texte, ihre nächsten künstlerischen Projekte und das vollkommen entspannt. „Es gibt keine Zeit“, so ein weiterer Spruch, den sie beherzigt. In ihrer neuen Geschichte erzählt sie auch von den Früchten, die so gar nicht gehen. Birnen und Bananen. Daraus will einfach keine Marmelade werden.
Ich denke: noch nicht! Denn, was so eine richtige Marmeladisten ist, die probiert, bis es passt. Wir werden sehen – und vielleicht auch schmecken.
Text|Foto: Michael Oertel
Auf ihrer Homepage stellt sie nicht nur Fruchtiges vor, sondern auch ihr Leben in Wort und Bild: